Nachruf an Willi von Peter

 

Bezüglich des Ablebens unseres langjährigen Mitglieds Willi Matecki hat unser Mitglied und Chronist Peter Jötten einen persönlichen Nachruf verfasst, den wir hiermit gerne mit euch teilen möchten.

 

"Tief betroffen habe ich vom Tod unseres früheren Wirtes und Vereinsmitglieds Willi Matecki erfahren.

Für uns alle im Viertel war Willi eine Institution, für SuS 1921 Oberhausen eine Legende, sowohl auf dem Platz, als auch später ob seiner aktiven Mitarbeit in den Vereinsgremien.

Wir haben einen wertvollen Menschen verloren, der sich immer zuverlässig und mit ganzem Herzen für unseren Verein und unser Viertel eingesetzt hat.

Wir werden ihn in bester Erinnerung behalten.

Unser Mitgefühl und Beileid gehört den Angehörigen von Willi.

Alle guten Wünsche für seine Familie in diesen Tagen der Trauer, des Nachdenkens und des Abschiednehmens.

Zur Erinnerung an einen liebevollen Menschen ein kleiner Text, den ich unserem Wirt Willi Matecki zum 100 jährigem Bestehen der Gaststätte Matecki 2012 überreicht habe.

 

Gibt es sie noch die typischen Vorstadtkneipen im Ruhrgebiet und speziell in Oberhausen?

Aber natürlich... sie sind die Treffpunkte der Alteingesessen, der Umschlagplatz für Neuigkeiten, der im Viertel geborenen, aber auch für die „Neuzugezogenen“, die sich von Besuch zu Besuch an die Vergangenheit des Viertels und an die Geschichte ihres neuen Wohnorts herantasten.

Neugierig und noch ohne Namen betreten sie, das den alteingesessen vorbehaltene Terrain des Thekenumfeldes werden kurz beäugt, gemustert und befinden sich, wenn sie es denn aushalten, spätestens nach der ersten Stunde ihres Besuches, vorrückend von der zweiten Reihe in die erste Reihe des Ausschanks, mitten im Geschehen.

Hören erst einmal zu, sondieren ein wenig und stellen fest, obwohl sie aus einem anderen Stadtteil, oder aus einer anderen Stadt stammen, dass die Geschichten ähnlich klingen – wie das nun mal in Oberhausen und im Revier so ist.

Dellwig – hat eine dieser wunderbaren Kneipen „Haus Matecki“ mit einem Wirt, der ob seiner positiven Einstellung und seines Humors jedem Gast schnell das Gefühl gibt dazuzugehören.

Spätestens beim zweiten oder dritten Besuch kennt er dich beim Vornamen, weiß ob deiner Vorliebe, das Pils im 0,3 Format zu trinken, stellt dir unaufgefordert dein Lieblingsgetränk auf den Tresen und gibt dir das Gefühl, fast in seinem Wohnzimmer zu Hause zu sein.

Er vermittelt, stellt vor, -kennt die Vorlieben der Gäste z.B. für hausgemachte Frikadellen; natürlich mit dem scharfen Senf - und verabschiedet dich mit einem freundlichen....bis demnächst.

Als notorischer Ruhri und speziell als Dellwiger, braucht man diese Atmosphäre, dieses nachbarschaftliche Miteinander mit den Kollegen aus dem Viertel die regelmäßig am Freitag einkehren.

Da soll es tatsächlich auch Dellwiger geben, die sich am Abend manchmal nur ein bis zwei Pils gönnen, um dann gut eingepackt 10 Frikadellen für die Woche mit nach Hause baggern.

Politisierend wird die Runde oft spätestens 15 Minuten nach der Handschlag Begrüßung von Willi. Oberbürgermeister Klaus Wehling wird von einem Stammgast verteidigt, die marktliberale und unsoziale Politik der Bundesregierung wird niedergemacht.

Und übergangslos geht die Runde dann in den sportlichen Bereich:

die Aussichten des heimischen Dellwiger Fußballvereins SuS 1921 Oberhausen – hier nur Schleuse genannt- werden reflektiert, und irgendwann stößt nach einem Freitagheimspiel von Rot Weiß Oberhausen die nächste Gruppe an die Theke.

So kann es durchaus sein, dass an Freitagen“ lediglich ein Platz an der Theke in der zweiten Reihe frei ist.

Wenn dann noch frühere auswärtige „Kolonisten“ (also Bewohner der früheren Bergbaukolonie) am Freitagabend reinschneien, fühlen sich alle noch wohler……vom Millionär bis zum Rentner.

Dazwischen Willi, nach einer geschnupften Prise mit lockeren Sprüchen und trockenem Humor das Ganze belebend, wenn die Diskussion über die alten Zeiten zu wehmütig wird.

Selbst ausgewanderte Dellwiger, die die langen Kreuzberger Nächte in Berlin kennen gelernt haben, kehren immer wieder bei Besuchen in der alten Heimat bei Willi und Renate ein.

Wenn zwischen Oberhausen und Essen/Bottrop Wegezoll für die auswärtigen Gäste für den Besuch bei Matecki verlangt würde, könnte dies dem Stadtsäckel in Oberhausen durchaus gut tun.

 

Legendär, der Matecki Mittagstisch am Sonntag

 

Wer am Freitagabend in der Frikadellenrunde die Frage stellt wie denn das Menü am Sonntag aussehen wird, bekommt garantiert die Antwort von Willi

„Hauptsache lecker“.

Und am Sonntag ist es dann entsprechend lecker.

Da wo es erforderlich ist setzt sich Willi in seinen PKW und holt die älteren nicht mehr so mobilen Stammgäste auch zu Hause ab. Welch eine Freundschaft und Verbundenheit zu den alten Kolonisten unserer Siedlung.

Ein Mittagsmenü bei Matecki kann um 12.00 Uhr beginnen und sich durchaus bis 15.00 Uhr hinziehen. Man trifft sich, plaudert mit anderen Gästen und Renate, seine Ehefrau, kommt zwischenzeitlich an den Tisch, um sich zu erkundigen wie es denn so zu Hause geht.

Hier in der Gaststätte Matecki war Willy Brandt Mitte der 60er Jahre zu Gast, für dessen Besuch ich als Auszubildender nicht einen Tag Urlaub bekam. Damals war ich fast versucht einen Tag blau zu machen – zum Glück war es mir dann vergönnt Brandt in der Nachbarstadt Mülheim einige Jahre später kennen zu lernen.

Ob die legendäre Oberbürgermeisterin Luise Albertz damals nach der Veranstaltung, die vor dem Platz bei SuS 21 stattgefunden, hat bei Matecki in der Küche für Willy Brandt, Spiegeleier oder Frikadellen gebraten hat…….ein noch ungelöstes Rätsel.

Es gibt eine Menge über diesen gastlichen Ort und den Wirt Willi Matecki zu erzählen.......aber das können wir bei Gelegenheit an der Theke fortsetzen"

 

Peter Jötten